Dieser Blogartikel dreht sich um das Thema Gedanken, die sich ja auch gerne mal im Kreis drehen. Wir kreisen in Gedanken oft um uns, um unsere Mitmenschen und um die Welt. Glaubenssätze werden diese speziellen Gedanken auch genannt. Überzeugungen, die in uns sind, was wir über uns und über die Welt denken. Am Ende des Beitrags findest Du eine kleine Übung.

Bewusste und unbewusste Glaubenssätze

Zusammengefasst, gibt es aus meiner Sicht, zwei Ebenen, die es zu unterscheiden gilt. Auf die bewusste Ebene haben wir direkten Einfluss. Auf die unbewusste Ebene haben wir nur sehr eingeschränkt Zugriff. Hier schlummert all das, was wir oder andere uns über all die Jahre „eingeredet“ haben. Die Werbemacher, Manipulateure und Abhänigkeitenschaffenden nutzen dieses Wissen um uns zu beeinflussen. Viele Überzeugungen entstehen in der Kindheit und beeinflussen uns, wenn nicht erkannt, ein Leben lang. Wir machen uns immer wieder fremde Überzeugungen zu eigen, ohne das uns das bewusst ist.

Wie Glaubenssätze entstehen und uns beeinflussen

Stell Dir folgende Szene vor (die leider immer noch all zu oft in unseren Schulen vorkommt). An der Tafel steht ein Junge (nennen wir ihn Max). Er soll eine Rechenaufgabe lösen und schafft es nicht. Die ersten Mitschüler tuscheln und kichern. Der Lehrer hat heute einen schlechten Tag und ist bereits genervt in der Schule angekommen. Er sagt zu Max: „Du bist ja ein echter Einstein.“ Jetzt lacht die Klasse. Max schämt sich. Er wird rot und würde am Liebsten im Boden versinken. Je nach Charakter, Alter und Stellenwert des Lehrers, kann sich dieser Glaubensatz in Max System „einschleichen“ und verankern. So dass er immer wieder in Schwierigkeiten kommt, wenn er etwas im Kopf ausrechnen soll. Vor allem dann, wenn eine Gruppe anwesend ist. Sitzt Max zu Hause vor seinem Computer hat er keine so großen Schwierigkeiten. Schlimm wird es für ihn immer dann, wenn er vor der Klasse steht.

Wenn es nur bei Kopfrechenaufgaben bleibt, ist das noch eine kleinere Blokade, weil sie sich nur auf das Kopfrechnen bezieht und zum Glück gibt es ja Taschenrechner. Was aber, wenn Max in der Situation, als die Klasse zu lachen begonnen hat über sich gedacht hätte. „Ich bin dumm.“ oder noch gravierender „Ich bin ein Idiot!“ Als Erwachsener hat er dieses Erlebnis längst vergessen aber jedes mal, wenn er vor einer Gruppe sprechen soll, baut sich in ihm ein unerklärliches Gefühl von Scham auf und er wird rot, bevor er überhaupt etwas sagt. Er handelt dann oft unsicher und tollpatschik, was immer wieder zu Lachern führt.

Sein Glaubensatz, den er über sich entwickelt hat, wird ihm also immer wieder bestätigt. Wir schauen auf die Welt immer durch den Filter unseres Glaubenssystems. Diese Überzeugungen wollen wir bestätigt wissen.

Verschiedene Ebenen eines Glaubenssatz

Aus der Traumaarbeit wissen wir, dass all diese Erfahrungen und die dazugehörigen Gefühle und Überzeugungen tief im Zellgedächtnis gespeichert sind. Unser gesamtes System reagiert unbewusst auf die von außen kommenden Reize und das Ganze wird noch komplexer. Manchmal kann uns schon ein Geruch oder ein Geräusch in ein bestimmtes Gefühl versetzen.

Glaubenssätze unterscheiden sich in ihrer Intensität und ebenso im tatsächlichen Einfluss auf unser Leben. Die Aussage: Ich habe Pech ist weniger stark als ich habe oft Pech oder ich habe immer Pech. Diese Glaubenssätze beschreiben einen Zustand. Noch tiefer wirken die Glaubenssätze auf der Indentitätsebene –  „Ich bin ein Pechvogel“.  Das gegenläufige positive Beispiel: Ich habe Glück, ich habe oft Glück, ich habe immer Glück und auf der Identitätsebene: „Ich bin ein Glückspilz!“.

All diese Glaubenssätze beeinflussen unsere Gefühle und unser Handeln und letztlich auch unsere Ergebnisse, die wir im Leben erzielen.

Wie lauten Deine Glaubenssätze?

Du brauchst Papier und etwas zu schreiben, wenn Du die Übung richtig machen möchtest. Gleich wirst Du vier Sätze lesen. Deine Aufgabe ist es, diese Sätze zu vervollständigen und zwar mit dem was Du wirklich als erstes gedacht hast. Sei ehrlich und nimm wirklich die erste Antwort, die Dir in den Sinn kommt. Ich stelle Dir die Fragen in einem Link zur Verfügung, damit Du sie nicht vorab schon sehen kannst. Die Fragen tauchen auf Deinem Bildschirm auf. Bist Du bereit dann hier klicken.

Wie waren Deine Antworten?

Soll ich Dir eine meiner Antworten verraten. Vor 20 Jahren habe ich bei einem Seminar bei Vera F. Birkenbihl zum ersten mal diese Übung gemacht und mein Satz war: „Die Welt ist voller Deppen!“ Ohje und wer ist der erste den ich morgens im Bad treffe, wenn ich in den Spiegel schaue? Ich habe sie tatsächlich fast überall getroffen und gesehen – die Deppen. Ich war ein Deppenmagnet. Fast an jeder Ecke haben Sie mir aufgelauert um mir zu Beweisen, dass ich recht habe.

Sind die Deppen mittlerweile aus meinem Leben verschwunden? Nein – aber die Deppen-Quote hat sich extrem verringert und geht gegen Null. Der ein oder andere Depp hat sich sogar in einen wirklich liebenswerten Mensch verwandelt.

Wie kann ich meinen Glaubenssatz nachhaltig verändern?

Es hilft nicht wirklich den Satz einfach auszutauschen und zu sagen: „Die Welt ist voller wundervoller Menschen!“ Das wird Dein Unterbewusstsein nicht überzeugen. Es wird Dir vermutlich weiter die Deppen präsentieren und zum Beweis sogar noch ein paar mehr. Schließlich hast Du diese innere Überzeugung schon eine Weile.

Mache Dir intensiv Gedanken zu Deinen Sätzen. Frag Dich: „Stimmt das wirklich?“, „Trifft das wirklich immer zu?“, „Habe ich das auch schon anderst erlebt?“ und so kannst Du dann Stück für Stück Deinen Glaubenssatz transformieren. Finde neue Sätze, die zu Dir passen. Entwickle sie aus Dir selbst heraus. Wenn ich Dir hier Vorschläge mache, übernimmst Du nur etwas von außen. Nachhaltiger wird es, wenn Du die Sätze in Dir findest und sie aus Dir selbst kommen.

Du kannst Dir ein kleines Büchlein anlegen in dem Du jeden Abend alle positiven Begegnungen des Tages festhältst. So lenkst Du Stück für Stück den Fokus mehr auf positive Menschen und die Deppen werden langsam verschwinden. Schreib auf, was Dich an anderen berührt, erfreut hat, wer hat Dich motiviert, wer war mitfühlend… Bei dieser Übung werden ganz sicher auch Menschen in Deinen Gedanken auftauchen über die Du Dich geärgert hast, die Dich vermeintlich verletzt haben. Immer wenn ein solch ein Gedanke auftaucht kannst Du ein verkürztes Hoʻoponopono machen, in dem Du sagst. „Es tut mir leid, ich vergebe Dir und/oder es tut mir leid, ich vergebe mir.“

Ich wünsche Dir viel Freude und gute Erkenntnisse.